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14.01.10

Eine Satire auf Ost- und Westdeutsche


Jens Sparschuh Der Zimmerspringbrunnen (1995)

Man wird hineingeworfen in die Handlung dieses Buches aus dem Jahr 1995 und denkt nach wenigen Seiten schon, dass man sich in Band 2 eines Romans über die Alltagsseiten des Lebens im Ostteil Deutschlands in der Mitte der Neunziger Jahre befindet. So einprägsam thematisiert Sparschuh den Ost-West-Konflikt anhand seines Protagonisten Hinrich Lobek.
Die Euphorie der Wiedervereinigung ist längst vorbei und statt den von Helmut Kohl versprochenen blühenden Gärten gibt es in Deutschland zur Zeit der Romanhandlung ca. 4 Millionen Arbeitslose. Auch Hinrich Lobek ist nach der Wende arbeitslos geworden. Seine ungenutzten Fähigkeiten dehnt Lobek auf die Pflege der Zimmerpflanzen, Laubsägearbeiten und die Überwachung seiner Frau Julia aus. Im Stil der Stasiinformanten hält Lobek jede Regung seiner Frau im „Protokollbuch“ fest: „Observationsobjekt J. verläßt gegen 7.15 Uhr die eheliche Wohnung (Lila Lippenstift ...!)“ (Z 8). Lobek ist zu Beginn der Handlung seit drei Jahren arbeitslos und ein Neubeginn ist nicht in Aussicht.

Neue Hoffnung auf eine Beschäftigung
Schliesslich bewirbt Lobek sich auf eine Anzeige in der Zeitung bei der Firma PANTA RHEIn. Das Verfassen des Lebenslaufes bereitet ihm Schwierigkeiten, schliesslich kann er die einschlägigen Formulierungen aus der DDR-Zeit nicht mehr verwenden: „Vollständig gestrichen hatte ich zunächst den Passus beginnend mit ‚Bin seit meiner Schulzeit überzeugter Vetreter der sozialistischen Ordnung’ “ (Z 19). Lobek wird tatsächlich eingeladen. Man spürt förmlich die Euphorie des Protagonisten wenn er endlich nach den ungezählten erfolglosen Versuchen die Antwort einer Firma bekommt, die die Möglichkeit einer neuen Beschäftigung zumindest ansatzweise signalisiert. Das gibt Lobek einen inneren Aufschwung, die Hoffnung lässt ihn optimistisch werden, auch seine Frau ist überrascht. Zur Schulung nach Bad Sülz fährt er immer noch beladen mit dem Minderwertigkeitskomplex des früheren Ostlers, zweifelnd, ob er wohl den Anforderungen der neuen Chefs gerecht werden könne.

Kreativer Umbau der Zimmerspringbrunnen
Lobek wird den Erwartungen seines neuen Arbeitgebers insofern gerecht, als es ihm tatsächlich gelingt, den Markt für Zimmerspringbrunnen im Osten zu erweitern. In seinem Hobbyraum baut er die Standardmodelle so um, dass sie für die ehemals Ostdeutschen ein Symbol der heilen Vergangenheit darstellen.

Wie er das genau macht, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten!

Das Foto des Autors habe ich aus folgendem Artikel kopiert:
http://www.tagesspiegel.de/kultur/literatur/Hoerbuecher%3Bart138,2343971

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